Chronik

1978
Gründung des Folk-Club (direkter Vorgänger des TOLLHAUS). Der Folk-Club ist aus einer Arbeitsgemeinschaft des selbstverwalteten Jugendzentrums werkstatt 68 hervorgegangen.

1981

Folk-Club unterstützt die Initiative für ein Bürgerzentrum in der Karlsruher Südstadt.

1982

Erste Zeltveranstaltung mit dem Theater ROTE GRÜTZE BERLIN. Folk-Club-Mitglieder lösen in einer Sitzung den Folk-Club auf und gründen in derselben den Kulturverein TOLLHAUS als Konsequenz eines erweiterten Kulturkonzeptes, das nicht mehr alleine auf Folk-Musik beschränkt bleiben soll. Am 1. Oktober startet das TOLLHAUS- Programm mit einem Abend mit zahlreichen Karlsruher Künstlern im Haus der Jugendverbände “Anne Frank”. Im selben Jahr wird das TOLLHAUS Gründungsmitglied der LAKS (Landesarbeitsgemeinschaft soziokultureller Zentren und Kulturinitiativen in Baden-Württemberg).

1983

Gründung einer Initiative mit anderen Kulturorganisationen und Künstlern zur Erhaltung der Durlacher Orgelfabrik als Kulturzentrum. TOLLHAUS-Bombenfete anlässlich des NATO-Nachrüstungsbeschlusses.

1984
1. ZELTIVAL auf dem Engländerplatz in Karlsruhe: Veranstaltungen im Zirkuszelt. Es spielen neben anderen: Die Drei Tornados (Politisches Kabarett), Erste Allgemeine Verunsicherung (Musiktheater), Ton, Steine, Scherben (Polit-Rock). Das ZELTIVAL soll den Raumbedarf für die “Freie Kultur” deutlich machen. Sporadische Nutzung einer Fast-Baustelle (Orgelfabrik) mit regelmäßigen Projekten vorwiegend im freien Theaterbereich bis 1991. Erste Bauerfahrungen.

1985

Mitinitiator des Open-Air-Spektakels “Das Fest” in der Günther-Klotz-Anlage. Mitveranstalter bis 1999.

1986

2. ZELTIVAL auf demselben Platz, dieses Mal mit internationalen KünstlerInnen und vielfältigerem Programm.

1987
Soziokulturelle Zentren und Initiativen in Baden-Württemberg werden im Bereich der Investitionsmaßnahmen, also Ausstattung aus den Landesmitteln für “Kulturbühnen und Initiativen”, finanziell gefördert. Das bedeutet die erste politische Anerkennung der Freien Kulturarbeit.

1988

Das dritte “ZELTIVAL” scheitert, nachdem die Stadt abermals nicht bereit ist, für dieses Projekt einen festen Zuschuss im Vorfeld zu gewähren. Stattdessen Gastspiel des französischen Frauenzirkus “Cirque de Barbarie” im Zelt auf dem Engländerplatz. Großprojekte wie die Einladung an den Moskauer Staatszirkus (erstmals nach über 20 Jahren wieder in der Region) folgen.

1989

Frauenkulturfestival “Weibsbilder”. Beteiligung am Festival des Ensemble 13, Manfred Reichert “Denk ich an Deutschland”.

1990

Das TOLLHAUS startet sein bislang größtes Projekt: Das PROVISORIUM – MODELL EINES SOZIOKULTURELLEN ZENTRUM FÜR KARLSRUHE. Ziel des PROVISORIUMS sollte die Überzeugung des Karlsruher Gemeinderats von Bedarf und Bedeutung eines solchen Kulturzentrums sein. In Eigeninitiative mietet das TOLLHAUS kurzfristig (11 Monate) eine leerstehende Halle in der Nordweststadt Karlsruhe an, baut sie provisorisch zum Kulturzentrum um, und beginnt im Februar mit den ersten Veranstaltungen. Das PROVISORIUM verläuft erfolgreich: zu 132 Veranstaltungen und Eigenproduktionen aus den Bereichen Freies Theater, Jazz, Kabarett, Performance, Lesungen, Vorträge, Ausstellungen, etc. kommen rund 25.000 BesucherInnen im Alter von 18 bis 55 Jahren. Im PROVISORIUM kann das TOLLHAUS auch diesen Teil des Konzepts verwirklichen, der bisher mangels fester Räumlichkeiten vernachlässigt werden musste: die Zusammenarbeit mit Karlsruher Initiativen wie dem Verein für sozialpädagogische Initiativen, der Aids-Initiative, der Gesellschaft für bedrohte Völker… Im Laufe des Jahres wächst das Interesse am gesamten TOLLHAUS-Konzept, so dass ein Mitgliederzuwachs von 100% zu verzeichnen war. Die Arbeit wird von Stadtverwaltung und Gemeinderat anerkannt und als wichtig erachtet.

1991

Im Januar wird das PROVISORIUM abgerissen. Das Kulturreferat unterstützt das TOLLHAUS aktiv bei der Suche nach neuen Räumlichkeiten. Man wird fündig. Eine ehemalige 100 Jahre alte Viehmarkthalle auf dem Karlsruher Schlachthofgelände erweist sich als geeignet. Die Umbauarbeiten beginnen im Oktober. Der Umbau kostet 1,5 Mio. und wird zu 60 % von der Stadt Karlsruhe, zu 30 % vom Land Baden-Württemberg finanziert und zu 10 % in Selbsthilfe bewältigt.

1992

Im Oktober wird das Kulturzentrum TOLLHAUS eröffnet. Im ersten Vierteljahr kommen rund 15.000 Besucher. Weitere Zusammenarbeit mit kulturellen und sozialen Gruppen und Initiativen. Erstmals findet im TOLLHAUS das Film- und Videofestival “CINEVIDEO” statt (bis 1994 jährlich, danach eingestellt).

1993

Zahlreiche Premieren und Erstaufführungen freier Theater- und Kabarettproduktionen. Erotisches Frauenfestival. Festival jüdischer Kulturen. Schrill im April (schwul-lesbisches Kulturfestival, bis heute bundesweit renommierter jährlicher Höhepunkt schwuler- und lesbischer Kulturereignisse im TOLLHAUS).

1994

Erste TOLLHAUS-Koproduktion mit Jos Rinck. Open-Air-Kino und Live-Veranstaltungen neben dem TOLLHAUS (gemeinsam mit der Kinemathek). Jährlich danach Sommeraktivitäten auf dem Freigelände neben dem TOLLHAUS.

1995

Koproduktion mit der Gruppe GOSH – Artistic in Concert. Neues Tanztheater im TOLLHAUS (in unregelmäßiger Reihe bis heute stattfindende Tanztheaterprojekte).

1996

Koproduktion mit COAX-Productions (multimediales Tanztheater).

1997

Mitwirkung beim World Wild Weekend des SDR 3 (Süddeutscher Rundfunk). Koproduktionen mit Sasha Waltz & Guests, GOSH und Jos Rinck. “ZELTIVAL” 97 – Jubiläumszeltfestival neben dem TOLLHAUS.

1998

Das mehrwöchige Sommerfestival unterm Zeltdach: ZELTIVAL. Que-Cir-Que. Kooperation SWR “New Jazz Meeting”. Besucherrekord: 65.000 im Jahr

1999

Das ZELTIVAL setzt neue Maßstäbe. Zu dem internationalen, hochkarätigen Programm kommen 12.500 Besucher. Beteiligung an dem Festival “Frauenperspektiven”.

2000

Neue Veranstaltungsreihe “Der Bunte Hund”, bei dem Künstlern aus der Region die Möglichkeit gegeben wird, sich einem breiteren Publikum zu präsentieren und den Austausch zwischen den Künstlern der Region zu fördern. Mitveranstalter des SWR New Jazzmeetings. 10-jähriges Jubiläum von “Schrill im April”. Neuer Rekord: 15.000 Besucher beim Sommerfestival ZELTIVAL. 1. Badisches Chansonfestival “Die Blaue Stunde”.

2001

“Schrill im April”. Mitwirkung an dem Festival “Frauenperspektiven – Daheim in Fremden Welten” und “KA XL“ vom SWR 3. SWR-New Jazz Meeting 2001. Initiator von “Couragiert”- Karlsruher Künstler zeigen Gesicht gegen rechte Gewalt. Großer Umbau des Geländes neben dem TOLLHAUS: das Sommerfestival ZELTIVAL im neuen Design und auf erweitertem, schöner gestalteten Gelände. Koproduktion des neuen Programms der Gruppe Gosh.

2002

Das TOLLHAUS feiert seinen 20sten Geburtstag.

2003
Im Mai kommt CAVEMAN ins TOLLHAUS und wird zum ersten Gastspiel, das kontinuierlich monatlich ins Programm aufgenommen wird.

Das TOLLHAUS lädt den international anerkannten Tänzer und Choreographen Ismael Ivo zu einem 3-tägigen Gastspiel ein. Vor einem begeisterten Publikum zeigt er seine Tanzperformance “Mapplethorp”. Im Sommer erreicht das inzwischen weit über die Region hinaus beliebte ZELTIVAL seinen neuen Besucherrekord mit über 17.000 Menschen.

Die Stadt Karlsruhe beschließt, sich für das Jahr 2010 als Europäische Kulturhauptstadt zu bewerben. Das TOLLHAUS unterstützt diese Bewerbung und erstellt federführend zusammen mit dem Kulturring kurzfristig ein sehenswertes Kulturprogramm. Am 20.09. ist es soweit: Der Start-Event zur Eröffnung der Bewerbungsphase steht unter dem Motto “Kulturinsel” und lockt mit einem “KULTURFEUERWERK” ca. 3000 Menschen aufs Schlachthofgelände rund ums TOLLHAUS. Ca. 100 namhafte, zum Teil regional und international anerkannte Künstler unterstützen mit ihrem Programmbeitrag die Bewerbung. Das Schlachthofgelände, die Schlachthausstraße und der Ostauepark sind belebt mit Jazz, Straßentheater, Rock, Performances, walk-acts, Feuershows und Kleinkunst.

2004
Die TOLLHÄUSler gründen die AG Kreativpark . Eine Gruppe von 9 Kulturschaffenden und Gewerbetreibenden macht es sich fortan zur Aufgabe, die Idee des Kreativparks mit Inhalten zu füllen. In vielen Sitzungen werden potentielle Nutzer angesprochen und die synergetischen Aspekte eines innovativen neuen Quartiers vermittelt.

Ein zweites “KULTURFEUERWERK” wird auf dem Schlachhofgelände rund um das TOLLHAUS organisiert. Nun kommen 8000 Menschen zu dieser Veranstaltung.

2005
Die TOLLHÄUSler beschäftigen sich konkret mit Erweiterungswünschen und -Ideen.
Mehrere Möglichkeiten werden aufgezeigt und durchgeplant.

2006
Im April zeigt das TOLLHAUS erstmals auf dem schönsten Platz in Karlsruhe, dem Gutenbergplatz, ein Straßentheater-Festival.
1000 Besucher kommen pro Abend. Für manchen Passanten ist es spürbar der erste Berührungspunkt mit Theater.
Das Thema “Erweiterung TOLLHAUS” wird zum ständigen Thema. Ein Erweiterungsbau, der sich auf dem aktuellen TOLLHAUS-Gelände verwirklichen lässt, schafft im Gemeinderat und der Stadtverwaltung den Durchbruch.
Zwei Millionen Euro werden zu Verfügung gestellt.
Das TOLLHAUS verzichtet allerdings mit diesem Konzept auf das sommerliche ZELTIVAL.

2007
Das TOLLHAUS feiert sein 25-jähriges Jubiläum. Viele Künstlerfreunde sind zu Gast. An diesem Abend und in der Presse wird die Professionalität und die Leidenschaft für die Kulturarbeit der TOLLHÄUSler gewürdigt.
Im November beginnt die Baumaßnahme zum großangelegten Um-und Erweiterungsbau des TOLLHAUS. 

2008
Dieses Jahr steht ganz unter dem Zeichen des Umbaus.
Den Spielbetrieb trotz Umbau aufrecht zu erhalten, ist eine hohe logistische und arbeitstechnische Anforderung.
Das TOLLHAUS als Bauherr ist direkt einbezogen in alle Planungen. Ehrenamtliche Selbsthilfe wird notwendig.

2009
Der dritte Bauabschnitt, der Bau des Zelthauses mit 750 Sitzplätzen beginnt am 11. Mai.

2010
Am 16. Juni - nach 13-monatiger Bauzeit wird der Neue Saal (Zelthaus) mit Bürgermeister Wolfram Jäger, Staatssekretär Dr. Dietrich Birk, MdL Stuttgart und Andreas Kämpf von der LAKS offiziell eröffnet. 500 geladene Gäste sind begeistert von der gelungenen repräsentativen Architektur und der gewohnt anregenden TOLLHAUS-Atmosphäre.
Am 19. Juni wird das Neue TOLLHAUS der Öffentlichkeit vorgestellt - mit einem abwechslungsreichen Kulturprogramm.
1300 BesucherInnen kommen und freuen sich über das Neue TOLLHAUS. 
Das Gelände des Alten Schlachthofs soll und will sich ebenfalls weiterentwickeln
Auf Initiative des Tollhaus wird der Verein Ausgeschlachtet e.V. gegründet, der sich zur Aufgabe machen will die Kommunikation der Nutzer untereinander zu fördern und die Umsetzung des ambitionierten Leitbildes für das Quartier zu unterstützen.
Der Verein organisiert die erste Kunst-und Kulturnacht: Schwein gehabt !
Das Interesse der Karlsruher ist groß !

2011
Die Bühnengröße und technische Ausstattung des neues Saals, ermöglicht die Einladung des legenderen russischen Clownzirkus Teatr Licedei aus St. Petersburg und das Gastspiel der jungen großen französischen Chansonsängerin und vieles mehr.
Das Tollhaus vollzieht den nächsten Schritt und kann das Programm weiter vervollständigen. Im Herbst bekommen wir zum ersten mal Besuch eines Ministerpräsidenten: Winfried Kretschmann verabschiedet sich mit den Worten: Ich bin beeindruckt!

2012
Ab diesem Jahr findet Eric Gauthier mit seiner Tanzcompany im Tollhaus einen Platz für seine Produktionen. Der „Rockstar“ unter den zeitgenössischen internationalen Tanz-Choreographen begeistert das Fach-und Laienpublikum und spricht vor allem junge Menschen an.
Da wir mit den beiden Sälen nun parallel spielen können, kooperieren wir mit dem Diabolo-Künstler Roman Müller und stellen den Großen Saal 14 Tage für die Endproben seiner Zirkus-Performance „Trespace“ zur Verfügung. Die Premiere findet ebenfalls im Tollhaus statt. Fortan soll die Vielfalt des zeitgenössischen Zirkus im Tollhaus vermehrt zu sehen sein.

2013
Ab diesem Jahr finden in Karlsruhe wie in vielen anderen Großstädten Deutschland die „Internationalen Wochen gegen Rassismus“ statt. An der Organisation einzelner Veranstaltungen zum Thema und dem Fest der Vielfalt ist das Tollhaus beteiligt.
Im Rahmen des Creole-Südwest-Musikwettbewerb präsentieren sich an zwei Abenden 10 Weltmusik-Bands und nominierten sich für das Bundesfinale 2014
Die grandiose Lametta zieht ins Tollhaus. Mehr als ein Weihnachtsmarkt: eine Inspiration, ein Treffpunkt, ein Sammelsurium von kreativen Ideen, eine tolle Atmosphäre.
Über 116.000 BesucherInnen die 273 Veranstaltungen besuchen, freuen sich die Tollhäusler.

2014
Die Veranstaltungszahl steigt auf 350. Die BesucherInnenzahl auf 135.000.
Als ganz besondere Veranstaltung bleibt das 3-tägige Gastspiel der französischen Compagnie Pré-O-Coupé in Erinnerung. In einem eigenen Zirkuszelt neben dem Tollhaus zeigt die Truppe um den Artisten Nikolaus Holz, der aus Karlsruhe stammt, ein beeindruckendes Nouveau-Cirque-Stück.
Helena Waldmann, die als Choreografin ausschließlich gesellschaftspolitische Themen in ihren Stücken bearbeitet hat mit TänzerInnen aus Bangladesh die unmenschlichen Bedingungen der NäherInnen in „Made in Bangladesh“ beeindruckend auf die Tollhaus-Bühne gebracht.

2015
Zum 300 jährigen Geburtstag der Stadt Karlsruhe hat das Tollhaus eine besondere Produktion angeregt: Unter dem Titel „Young Urban Moves“ sollte eine atemberaubende Bühnen-Show entstehen mit jungen Erwachsenen Strassenkünstlern aus der Biker-, Parkour-, Freerunner-, Breakdance-, Skaterszene. In der Kennenlern-  und beginnenden Probephase ist diese Idee an unterschiedlichen Erwartungen zwischen Akteure und Tollhaus leider gescheitert.
Im Herbst streuen auf Einladung der Tibet-Initiative Karlsruhe 4 tibetisch-buddhistische Mönche 10 Tage ein Sandmandala, das dem universellen Mitgefühl gewidmet ist und zu Frieden und Harmonie in der Welt beitragen soll.
Ca. 1500 Menschen haben dieses besondere spirituelle Ritual besucht.